Dr. Roman Marek betonte in seinem Vortrag, dass Süchte vielfältig und weit verbreitet sind: Alltägliche Formen wie Medikamenten- und Spielsucht seien häufiger als der mediale Fokus auf harte Drogen vermuten lasse. „Süchte sind keine Ausnahme!“ Häufige Auslöser seien traumatische Erfahrungen, Einsamkeit und Alltagsflucht. „Wir haben in unserer Gesellschaft eine Epidemie der Einsamkeit und der Ängste.“

Prof. Dr. Rainer Spanagel zeigte neue Ansätze der Prävention und Rückfallprophylaxe auf. Er warnte besonders vor dem gehirnschädigenden Gebrauch von Cannabis in der Pubertät: „Cannabis wird immer potenter und gefährlicher. Der THC-Gehalt steigt: Heute ist er 10mal so hoch wie zur Flower-Power-Zeit 1969.“ Zudem werde „zu viel medizinisches Cannabis“ verschrieben, während wichtige Zulassungsstudien fehlen. Auch Alkohol werde politisch unterschätzt. In der Therapie gehe es heute nicht mehr um vollständige Abstinenz, sondern um Reduktion des Konsums. Hoffnungsträger seien GLP-1-Rezeptor-Agonisten, die das Craving deutlich senken könnten.

Jenny Lehnert-Ott beleuchtete das Suchtpotenzial digitaler Medien: „Abstinenz ist keine Option bei Social Media“, daher müsse Kindern früh Medienkompetenz vermittelt werden. Doomscrolling, FOMO und die „wahrgenommene Nähe“ zu Influencern fördern Abhängigkeiten; „Nur, weil man jung ist, ist man kein Experte für Social Media“. Ihr Appell: „Machen Sie Ihr Kind zum Experten!“

Die Vorträge wurden durch das Graphic Recording von Ines Schaffranek begleitet und szenisch zusammengefasst durch das Theater Quintessenz.

Die drei Referierenden vertieften die Erkenntnisse in intensiven Workshops durch konkrete Tipps und Beispiele im direkten Austausch mit den Gästen.